Die Planungen für ein Kulturzentrum im Badehaus 3 beschäftigen die Lokalpolitik seit Jahren. Während die Verwaltung und Magistratsspitze noch vor einigen Monaten zuversichtlich klangen, scheint die aktuelle Entwicklung der Baukosten eine Realisierung der bisherigen Planung nicht mehr zu ermöglichen. Im Badehaus 3 sollte ein Jugendstilzentrum, ein Theater und die Stadtbücherei zusammengeführt und zur Belebung und Erlebbarkeit des Sprudelhof beitragen.
Doch im Rathaus wurde vor kurzem eine Abkehr eingeleitet, ohne die Gremien darüber zu informieren. „Um hier die nötige Transparenz zu schaffen, habe ich es auf die Tagesordnung genommen.“, erklärt Sinan Sert als Vorsitzender des Kulturausschusses. Es sei wichtig, auch den Jugendstilverein und das Theater Alte Feuerwache (TAF) frühzeitig zu hören. Beide Vereine seien durch die neue Lage in unterschiedlicher Weise betroffen.
Während der Jugendstilverein die Räume des Badehaus 3 nun exklusiv nutzen kann, stehe das TAF vor neuen Herausforderungen. Letzterem wurde seinerseits der Auszug aus dem Badehaus 2 mit der Aussicht auf ein Theater im Kulturzentrum schmackhaft gemacht, erinnert Sert. Die Nutzung des Konzertsaals der Trinkkuranlage als Übergangs-Spielstätte solle nun offenbar zu einer Dauereinrichtung werden.
Die Überlegungen des Jugendstilvereins zur exklusiven musealen Nutzung des Badehauses wurden von dessen Vorsitzenden Gerhard Bennemann persönlich vorgestellt. „Sie passen in das Ambiente und werten den Sprudelhof auf“, resümiert Sert. Besonders die Ausstellung der einzigartigen Sammlung Geisler habe dies sehr deutlich gemacht. Besucher des Badehaus 3 könnten die vielfältigen Facetten des Jugendstils sehr nah erleben und in seinen Flair eintauchen. Der Verein verdiene es, sein langersehntes Konzept nun endlich umsetzen zu können, zumal keine überfordernden Investitionen zu erwarten seien.
Das TAF jedoch müsse sich mangels Alternativen auf die neue Situation einstellen, und in der Trinkkuranlage eine neue Heimat suchen. Doch besonders in dieser Jugendstilanlage sei noch einiges zu tun, unterstreicht Sert. Denn das Dezernat verfolge das Ziel, die Trinkkuranlage als neuen kulturellen Zentrum der Stadt zu etablieren. Neben etlichen nicht unwesentlichen infrastrukturellen Erfordernissen müsse zudem „eine konsolidierte Betreuung der Anlage in Gänze aus einer Hand konzipiert werden“ fordert Sert ein ganzheitliches Nutzungskonzept für die Anlage. Diese müsse auch mit allen Nutzern und Mietern abgestimmt sein. Insbesondere, da größere Veranstaltungen im Außenbereich jetzt schon zu Überschneidungen und somit zu Konflikten führten. Investive Maßnahmen in Stromversorgung und technische Anlagen im Außenbereich, sowie Verbesserung der Nutzbarkeit vorhandener Räume, Bereitstellen von fehlenden Lagerräumen und vieles mehr müssten noch gesammelt, beschrieben und beziffert werden, stellt Sert fest. Der Schutz der so modernisierten Anlage vor Vandalismus im Außenbereich erfordere auch ein Nachdenken über Zugangsbeschränkungen, ergänzte Dezernent Peter Krank.
Die Stadtbücherei soll nach Ansicht der Verwaltung am bisherigen Standort verbleiben, nahm Sert verwundert zur Kenntnis. Zuletzt präsentierte sie ein mehrseitiges Zukunftskonzept für die Stadtbücherei, die auch als Haus des Gastes fungiert. Aus diesem ging hervor, dass eine konzeptionelle Modernisierung und Erweiterung unumgänglich erscheint. Das Badehaus 3 böte, so die Verwaltung damals, den idealen Standort. Auch hiervon habe sich die Verwaltung verabschiedet, wie im Ausschuss zu erfahren war. Die Stadtbücherei richte sich mittlerweile dezentral aus. „Eine Aktualisierung des Konzepts liegt dem Ausschuss nicht vor“, verlangt Sert eine Präsentation in nächster Zeit. Diese müsse dann noch diskutiert werden.
Insgesamt nahm der Ausschuss die neue Situation jedoch sachlich zur Kenntnis und bedankte sich bei den Vertretern des Jugendstilvereins und des TAF für Ihre Informationen und Stellungnahmen. Der zuständige Dezernent Peter Krank sicherte zu, nach der Sommerpause mit entsprechenden Vorlagen in die Gremien zu gehen. „Wir erwarten die Vorschläge des Magistrats mit Spannung“ betonte Sert, „zumal sich der Finanzbedarf insbesondere für die Aufrüstung der Trinkkuranlage im Haushalt für die kommenden Jahre deutlich bemerkbar machen dürfte.“.