Am 24.03. trat genau vor 90. Jahren das „Ermächtigungsgesetzt“ der Nationalsozialisten in Kraft,
welches den Untergang der Weimarer Republik besiegelte. 94 Abgeordnete aus der SPD Fraktion
stimmten noch einen Tag zuvor im Reichstag als einzige anwesende Partei geschlossen dagegen.
Einer von Ihnen war Franz Metz. Der eine Zeitlang als Bad Nauheimer in der Homburger Straße 8
gewohnt hatte, bis er 1944 inhaftiert und ins KZ Dachau abtransportiert wurde. Kurz nach Kriegsende
verstarb der Sozialdemokrat an den Folgen eines Todesmarsches von Dachau nach Buchberg. Ein
anderer bemerkenswerter Sozialdemokrat war Robert Wiedermann, welcher sich auf Kommunaler
Ebene im Stadtrat und im Kreistag für Bad Nauheim und die Wetterau verdient gemacht hat.
Um Menschen wie Franz Metz und Robert Wiedermann nicht zu vergessen und sich der Pflicht
bewusst zu werden, dass die Demokratie nur so wehrhaft ist, wie ihre Anhänger, die bereit sind diese
zu verteidigen, hat die SPD Bad Nauheim zu einer Gedenkveranstaltung eingeladen, welche am
ehemaligen Wohnort von Franz Metz begann.
Es dämmerte bereits ein wenig, als am Freitagabend, den 24.03. Vincent El Haidag (Co. Vorsitzender
der SPD BN) die 50 Teilnehmer begrüßte, die gekommen waren um zu gedenken und bedankte sich
bei Thomas Ritschel und Steffen Hensel für ihre Mühe, die Veranstaltung zu organisieren. El Haidag
sagte, „Wie man am Beispiel Metz und auch Robert Wiedermann sieht, findet zivilgesellschaftliches
Engagement von Tag zu Tag vor unserer Haustür statt.“ Und „dass viele von uns im Alltag, in der
Politik, in Vereinen oder in der Verwaltung sich täglich für die Demokratie einsetzen.“
Anschließend übergab El Haidag das Wort an Herrn Dr. Helmuth Franke, Mitglied in der Bad
Nauheimer AG Geschichte. Dieser gab ein paar Worte zur historischen Einordnung. Wie es zu den
„Sargnägeln“ der Weimarer Republik kam, so Franke und wie diese nach und nach die Demokratie in
eine Diktatur umwandelte, schilderte dieser simpel und eindeutig anhand einiger Beispiele den
Zuhörern. Hierbei begann Franke zuerst die schwierigen Startbedingungen der Weimarer Republik zu
schildern, „in denen es in Verwaltung und Justiz von vielen Anhängern der alten Ordnung, dem
Kaiserreich, nur so wimmelte“. Er endete schließlich „mit dem Ausschalten der Gewaltenteilung und
der Verfassung der Weimarer Republik 1933“.
Als nächstes bekam die Bundestagsabgeordnete Natalie Pawlik das Wort und machte deutlich
„Demokratien sterben nicht von heute auf morgen! Es ist ein schleichender Prozess, wenn
Ressentiments gebrochen und rote Linien langsam verschoben werden“. Noch mehr sei es wichtig
sich Mut zu machen und den Feinden unserer Demokratie keinen Millimeter zu weichen. Nachdem
Pawlik fertig war, lud El Haidag die Zuhörer ein, anschließend gemeinsam auf den Friedrich–Ebert–
Platz zu gehen, um im Gasthaus Wiedermann, einem weiteren wichtigen Widerstandskämpfer aus
Bad Nauheim zu gedenken.
Im Gasthaus Wiedermann, welches mit den Teilnehmern gut gefüllt wurde, sprach Erster Stadtrat
Peter Krank zu den Gästen und erläuterte Robert Wiedermanns bemerkenswertes Leben und dessen
Einsatz für Demokratie und Freiheit. Mit einer Chronik umriss er wichtige Punkte die Bad Nauheim
noch heute formten und beeinflussen. „Wiedermanns reise durch Bad Nauheim endete in dem Haus
wo wir jetzt stehen, hier eröffnete er seine, nach ihm benannte Gastwirtschaft.“ Krank betonte, dass
Wiedermann in den 1920ern lokal Karriere machte und sich im Stadtparlament, sowie im Kreistag für
die SPD engagierte. Wiedermanns Lokal diente in den 30igern und 40igern als Treffpunkt des
Widerstands in Bad Nauheim. Wiedermann half auch Franz Metz hier vor Ort eine Wohnung in der
Homburger Straße zu bekommen. „Die Nazis konnten durch Repressalien und Hausdurchsuchungen
weder sein Rückgrat noch seinen Willen brechen!“. Mehr noch nach dem Krieg machte sich
Wiedermann verdient, in dem er den VfL mitgründete und vor Ort die Kriegsfolgen tatkräftig
bekämpfte. „Es verwunderte daher auch keinen“ so Krank, „dass es Robert Wiedermann war, welcher
1956 als erster Bad Nauheimer das Bundesverdienstkreuz 1. Klasse verliehen bekam.“ Krank endete
seine Gedenkrede mit den Worte, „dass es ein Mann war, der sich selbst und seiner Gesinnung treu
blieb!“
Anschließend bekam der Landratskandidat der SPD, Rouven Kötter das Wort und holte mit seiner
Rede die Gedanken der Zuhörer in die aktuelle Zeit. Er unterstrich, dass es ihn glücklich mache an
einem so „historisch reichen Ort in Bad Nauheim zu stehen“. Er selbst habe sich der SPD
angeschlossen um in Wölfersheim und in der Wetterau „Politik gegen die NPD und heute AfD zu
machen. Um die Menschen von den Parteien des demokratischen Spektrums zu überzeugen!“ Er
unterstrich dabei, „dass es wichtig sei Politik gut zu erklären und auf die Bürger zuzugehen.“
Daraufhin sprach noch der Vorsitzende von „Demokratie schützen – Bad Nauheim“, Robert
Garmeister. „Heute Leben wir einer Demokratie und das Grundgesetz schützt elementare Rechte von
jeder Person.“ Dass dies nicht überall mehr der Fall heute sei und dass „sichere Hochburgen“ der
Demokratie ins Wanken geraten können, macht uns alle besorgt. Garmeister mahnt, das Erstarken
demokratiefeindlicher Strömungen in Deutschland nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Mehr
noch „Schulden wir es den beiden Widerstandkämpfern“ so Garmeister „und den Nachfolgenden
Generationen uns gegen eine solche Entwicklung einzusetzen!“
Die letzte Rednerin an diesem Abend war Anne Thomas, die die Vorsitzende der SPD Butzbach, sowie
die Landtagskandidatin im Wahlkreis Wetterau III (Nord) ist. „Die Bedrohung von Demokratiefeinden
und Rechtsextremen hat uns leider wieder historisch eingeholt “. Sie führte weiter aus „es sei daher
umso wichtiger in Kontakt zu treten und Ideen, sowie Meinungen im Dialog auszutauschen!“ Mehr
noch betonte sie „den Kompromiss zu schätzen und hoch zu halten. In einer guten Atmosphäre des
Respekts und der Toleranz gelingt es einander besser zu verstehen und unterschiedliche Perspektiven
einzunehmen.“ Thomas appelliert daran, die Gräben in unserer Gesellschaft so zu schließen und
gemeinsam den Extremismus und den antidemokratischen Kräften entgegenzutreten.
Die Gedenkveranstaltung im Gasthaus Wiedermann hat allen Teilnehmern gezeigt, wie nah doch
Geschichte sein kann und wie vor Ort auch in Bad Nauheim gegen Rechtextremismus und
Menschenfeindlichkeit und für Demokratie und Freiheit schon vor 100 Jahren gekämpft wurde.