Aufsuchende Jugendarbeit – Erweiterung des städtischen Konzepts

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Dass es im öffentlichen Raum zu wenige Orte gibt, an denen Jugendliche sich treffen können, ohne dass es zu Meldungen von Lärmbelästigungen, Vandalismus oder Müllablagerungen kommt, dominiert seit Jahren die politische Debatte. Auch der eigens zu diesem Zweck neu gestaltete Freiraum im Goldsteinpark geriet zuletzt erneut in den Fokus.

Zwar setzt dort die Stadt eigens Sicherheitskräfte vor Ort ein, um Präsenz zu zeigen. Doch reicht es aus Sicht der SPD Fraktion dies allein nicht aus. Hier einfach weitere siebzigtausend Euro für zusätzliche Sicherheitskräfte auszugeben, bedürfe flankierender Maßnahmen. Zumal die Kompetenzen dieser Kräfte äußerst begrenzt sind. Zuweilen sei nach Auskunft der eingesetzten Kräfte erforderlich, Polizeikräfte einzuschalten, um bestimmte Maßgaben durchzusetzen. Doch die Verfügbarkeit von Polizeikräften im erforderlichen Maß sei nicht immer gegeben. Die SPD Fraktion forderte deswegen zurecht weitere Optimierung des städtischen Begleitkonzepts im Form aufsuchender Jugendarbeit.

Bereits zu den Haushaltsberatungen letztes Jahr regte die SPD Fraktion über die Kenia-Koalition erfolgreich an, für die unerlässliche konzeptionelle Weiterentwicklung der offenen Jugendarbeit Mittel bereitzustellen. Doch Magistrat und Verwaltung setzten den Haushaltsbeschluss hierzu nicht um, weswegen über die Koalition das Thema zum Nachtragshaushalt erneut eingebracht wurde.

„Wir wollen außerschulisch dezentral aufsuchende Jugendarbeit in Bad Nauheim.“, führte SPD-Stadtverordnete Steffen Hensel aus, dass die Koalition hierin den richtigen Weg sieht. Es brauche, sozusagen als Gegenüber des Sicherheitskoordinators im Ordnungsamt, die Jugendpflege in Form von Straßensozialarbeit. Es gelte die Bedarfe von Jugendlichen und jungen Erwachsenen zu kennen und zeitnah weitere annehmbare Angebote zu entwickeln. Es gehe dabei nicht ausschließlich um den Goldstein.

Als Ziele hierfür sieht die Fraktion insbesondere die kontinuierliche Konfliktprävention, Suchtprävention und niederschwellig zu erfahrende Angebote für Freizeit, Jobs, Weiterbildung oder Ehrenamt. Für die kurstädtische Sozialdemokrat*innen ist eine Jugendarbeit unerlässlich, die an die Orte geht, wo Jugendliche und junge Erwachsene sich tatsächlich aufhalten. „Es werden neue konzeptionelle Ansätze auf berechtigte Fragen gebraucht.“, so Hensel weiter, der auch den Sozialausschuss der Stadt leitet. Zur Verdeutlichung der Situation von Jugendlichen, besonders in den Stadtteilen fragt er „Wo können sich Jugendliche treffen, ohne als Störfaktor eingeordnet zu werden? Wo feiern, wenn die Wohnsituation beengt ist und Geld fehlt? Wie steht es mit den Interessen der Jugendlichen beim Stadtbuskonzept? Wie darf Pubertät gelebt werden?“.

Gemäß neuem Beschluss ist der Magistrat nunmehr damit beauftragt, ein evaluierbares Konzept zur dezentral außerschulischen aufsuchenden Jugendarbeit zu erstellen und mit der Erprobung spätestens im Herbst 2022 zu beginnen. Die Stadtverordnetenversammlung fasste den Beschluss einstimmig. „Da der Nachtragshaushalt nun auch genehmigt ist, erwarten wir die zügige Umsetzung des Beschlusses“, zeigen sich die Fraktionsspitzen Natalie Pawlik und Sinan Sert stolz darauf, dass mit diesem eindeutigen Votum für aufsuchende Jugendarbeit eine Herzensangelegenheit der Bad Nauheimer SPD bestätigt wird. Der Einsatz von Sicherheitskräften vor Ort könne durch diese Maßnahmen nun sinnvoll ergänzt und verstärkt werden. Wichtig bleibe allerdings, dass besonders die Nutzungen des öffentlichen Raums von allen sicher und unbeschwert wahrgenommen werden können. Auch von anderen Alters- oder Nutzergruppen, wie zum Beispiel auch den Greifvögelfreunden im Goldstein.