
Bad Nauheim verdankt den Aufstieg dem natürlichen Heilmittel Thermalsole. Aus den Tiefen des Gesteins sprudeln Heilquellen, die Linderung bei verschiedensten Krankheiten bringen. Herz- und Gefäßkrankheiten, rheumatische Erkrankungen, Schuppenflechte und Erkrankungen der Atemwege werden mit dem ortsgebundenen Heilmittel behandelt. Um mehr zum Thema Kur und Medizintourismus zu erfahren, traf sich Axel Bertrand, Bürgermeisterkandidat der SPD Bad Nauheim, mit Dr. Beate Vogtherr, Fachärztin für Physikalische und Rehabilitative Medizin und Badeärztin. Dr. Vogtherr hat an der Justus-Liebig-Universität Gießen promoviert und ihre Dissertation in Bad Nauheim an der Klinik für Rheumatologie, Physikalische Medizin und Balneologie erstellt. Dabei hat sie die Wirkung der Thermalsole an Patienten mit Rheumatoider Arthritis untersucht. Wir müssen alles daran setzen, die erneute Zertifizierung als Heilbad zu erhalten., sind sich Vogtherr und Bertrand einig. 2021 ist es wieder so weit. Bis dahin sollten wir die umfangreichen Anforderungen neu erfüllen und ein Kurmittelhaus schaffen, in dem die verschiedenen Heilanwendungen angeboten werden können. Als Kernbotschaft beliebt: Bad Nauheim muss sein anerkanntes Heilmittel adäquat anbieten können. Hierzu brauchen wir einen Thermenneubau mit Anbindung an das Badehaus 2 im Sprudelhof, erklärt Bertrand.
Um unsere Kurstadt für immer mehr Selbstzahler attraktiv zu machen, benötigt Bad Nauheim ein größeres touristisch-medizinisches Angebot. Dies zu fördern, ist Aufgabe der Politik. Allein von Rezepten und Krankenscheinen kann das erforderliche Maß an medizinischer Qualität und Quantität nicht bereitgestellt werden. Hierzu gehört auch ein angemessenes kulturelles Angebot, das die Gäste in der anwendungsfreien Zeit unterhält. Dies ist nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern wird aus gutem Grund bei der Rezertifizierung als Heilbad verlangt. Bertrand zieht als Fazit: Kururlaube in Bad Nauheim werden so wieder attraktiv.
Eine hervorragende Ergänzung ist das Prädikat als Kneipp-Kurort seit 2011. Der Kneipp-Verein Bad Nauheim/Friedberg mit Dr. Lutz Ehnert als Vorsitzenden leistet seit Jahren wertvolle Aufbauarbeit. Kürzlich konnte Bad Nauheim als Kneipp Premium Class Kurort zertifiziert werden – ein weiterer Schritt zum Kneipp-Heilbad.
Für Bertrand steht fest: Nur durch die Rezertifizierung erhalten wir den qualitativ hohen Anspruch aufrecht, den wir an die Gesundheitsversorgung in Bad Nauheim stellen. Nur so können wir uns positiv von nicht zertifizierten Urlaubsorten abheben. Nur so können wir nachhaltig und profitabel Gesundheitstourismus anbieten. Gesundheit ist in Bad Nauheim ein unverzichtbarer Wirtschaftsfaktor. Wirtschaftlich können wir unseren hohen Standard an kurspezifischer Infrastruktur, nämlich Parks, Grünanlagen, Therme und andere Einrichtungen nur aufrecht erhalten, wenn wir weiterhin den Bäderpfennig vom Land Hessen ausgezahlt bekommen. Diese Transferleistung trägt mit ca. 1,5 Mio. pro Jahr zu den Einnahmen unserer Kurstadt bei.
Bertrand zieht folgenden Schluss: Ein bisschen Kurort geht nicht. Weder inhaltlich noch wirtschaftlich. Wir haben das große Potenzial vor Ort und nutzen nur einen geringen Teil. Die aktuellen Unterhaltskosten sind enorm. Da Bad Nauheim weder gesellschaftlich noch finanziell auf das Zertifikat Heilbad verzichten kann, muss alles für die Rezertifizierung 2021 getan werden.